Mein Fokus liegt auf den Führungsaufgaben

Domenico Dastoli

Domenico Dastoli ist sowohl Sprachgenie wie auch Zahlenjongleur und frönt der Leidenschaft der Tattoos. Lesen Sie, wie das vereinbar ist, für welche Karrierewege er sich entschieden hat und wie sich HF-Ausbildungen über die Jahre hin verändert haben. 

Mit Domenico Dastoli* sprach Jsabelle Tschanen 

Domenico Dastoli, Sie waren bis vor Kurzem Leiter Debitoren und Betreibungen am Kantonsspital Luzern. Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Führungsposition aufzugeben und sich nun als Fachspezialist in einem neuen Bereich zu engagieren? 

Es gibt verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. In der Vergangenheit hatte ich bei vorherigen Arbeitgebern die Verantwortung für die gesamte Buchhaltung. Als ich die Position als Leiter Debitoren/Betreibungen annahm, war mir klar, dass der Fokus auf Führungsaufgaben liegt und ich mein Fachwissen in der Buchhaltung weniger nutzen würde. Im Gegenzug konnte ich mein betriebs-wirtschaftliches Studium, insbesondere das Wissen in den Bereichen Prozess- und Projektmanagement sowie Führung, einbringen. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ich in der Führung meine berufliche Zukunft sehe. Der Grund für meinen aktuellen Wechselwunsch ist einfach: In den letzten 13 Jahren habe ich in der Buchhaltung gearbeitet und war operativ mitverantwortlich für die Ergebnisse. Durch meine Weiterbildung zum dipl. Controller NDS HF wurde mir im Laufe der Ausbildung klar, dass die Analyse und die daraus resultierenden Massnahmen eine Fortsetzung meiner bisherigen Arbeit darstellen. Dank der Unterstützung des Luzerner Kantonsspitals konnte ich meine Analysen mit dem Controlling abgleichen und feststellen, dass die Ansätze und meine Denkweise übereinstimmen. Das führte zu spannenden Diskussionen und bestärkte meinen Entschluss, diesen Bereich weiterzuverfolgen. Ich möchte mir Fachkenntnisse aneignen, bevor ich den nächsten Schritt mache, da ich nicht ohne Erfahrung in ein neues Fachgebiet wechseln will und es dann führen. Ich möchte mit meinen Arbeitskollegen fachlich auf Augenhöhe diskutieren. 

Sie sprechen sechs Sprachen fliessend. Was waren Beweggründe nach der kaufmännischen Lehre den zahlenorientierten Bereich zu wählen, und konnten Sie die Sprachen trotzdem einsetzen? 

Wie jedes Unternehmen habe ich meinen USP gesucht – bei mir ist es die Kombination aus meiner Leidenschaft für Sprachen und dem Jonglieren der Zahlen. Denn sind wir ehrlich, wie viele Buchhalter kennen Sie, die mehr als ein oder zwei Sprachen fliessend sprechen? Die Buchhaltung hat mich angesprochen, weil sie eine klare, logische Struktur bietet. Im Gegensatz zu anderen Bereichen gibt es wenig Spielraum und jedes Ergebnis ist stets nachvollziehbar. In den grösseren Unternehmen konnte ich meine Sprachkenntnisse insbesondere bei der Kommunikation mit internationalen Standorten einsetzen. Dabei habe ich festgestellt, dass Gespräche in der jeweiligen Landessprache oft zu mehr Verständnis führen. Auch am Spital gab es Situationen, in denen Fremdsprachen-kenntnisse zur Lösung beitrugen – dank der präziseren Wortwahl auch bei komplizierten oder «brenzligen» Situationen.

Sie haben ein Studium in Betriebswirtschaft HF absolviert. Inwiefern hat Ihnen dieses Studium weitergeholfen? 

Es hat mir ermöglicht, meine Perspektiven offenzuhalten und in verschiedenen Bereichen auf Augenhöhe mitzu-diskutieren. Dadurch wird es einfacher, verstanden zu werden und selbst zu verstehen. Zudem kann ich meine eigene Sichtweise klarer darlegen und adressatengerecht kommunizieren. Besonders hilfreich war auch, dass mir das Studium einen umfassenden Einblick in viele Berei¬che gegeben hat, von Führung über Qualitätsverständnis bis hin zum Scrum-Denken. 

Sie unterrichten angehende Betriebswirtschafter und Marketingfachleute HF an der Höheren Fachschule Luzern. Gibt es Veränderungen seit Ihrem eigenen Studium? 

Seit meinem Studium haben sich diverse Sachen verändert, beispielsweise die Aufnahmebedingungen und auch der Unterrichtsstoff wurde angepasst. Generell bemerke ich eine Verjüngung der Studierenden. Als ich im Studium war, gehörte ich mit 24 Jahren zu den Jüngsten, bei meiner letzten Klasse waren die meisten in diesem Alter. Ausserdem hatten wir noch closed-Book-Prüfungen. Das Auswendiglernen stammt aus dem Mittelalter, als man aus Angst vor Bränden das Wissen in den Büchern verlor und alles im Kopf behalten musste. Heute reicht ein Griff zum Smartphone und man hat innerhalb von Minuten die gesuchte Antwort. Zudem ist man viel vernetzter und kann sich sowohl interdisziplinär als auch in seinem eigenen Fachbereich austauschen, um Lösungen zu erarbeiten.

Die Generation Z ist in aller Munde. Sie sind Experte und nehmen Prüfungen bei Lernenden Kaufmann/-frau ab. Wie nehmen Sie diese Altersgruppe wahr? 

Die Generation Z ist wie jede andere neue Generation. Man muss ihnen das bieten, was sie wollen. Oft haben sie die Haltung, mit minimalem Aufwand viel Geld verdienen zu wollen. Auch wird viel mehr Wert auf die Work-Life-Balance gelegt. Die Generation Z sucht etwas mehr nach einem sinnvollen Zweck in ihrer Arbeit. Sie hat auch mehr Mut. Beispielsweise fragen sie, ob sie die Arbeit früher verlassen können. Früher hätte man das kaum gefragt, heute ist das völlig normal. 

Das NDS HF Controller folgte dem HF-Studium und jetzt steht noch der MAS in Controlling und Consulting an. Welche Bedeutung haben diese Weiterbildungen für Sie? 

In meinem Fall bilden die Weiterbildungen im Finanzwesen die Vertiefung zum Betriebswirtschaftsstudium. Ich habe mir das generalistische Wissen angeeignet und mich gefragt, ob die Buchhaltung oder das Controlling wirklich meine Berufung sind. Dies hat sich während des Studiums bestätigt. Die Weiterbildungen festigen und erweitern mein bestehendes (theoretisches) Wissen. 

Sie sind erst ein paar Monate Mitglied im ODEC. Konnten Sie schon profitieren? 

Ich kannte den ODEC bis vor einigen Monaten nicht. Deshalb bin ich nicht früher beigetreten. Ich habe nach einem Verband gesucht, welcher die HF-Diplome inter-national vergleichbar machen kann, was ich im ODEC gefunden habe. Ausserdem ist das Netzwerk mit anderen ehemaligen Studierenden ein Vorteil. Auch fand ich die Registernutzung sehr hilfreich. Sie haben eine Familie mit zwei kleinen Kindern, reisen, musizieren und singen und bilden sich kontinuierlich weiter. Wie schaffen Sie es, all das zu organisieren? Ich habe das grosse Glück, eine grossartige Familie zu haben, die mich in allem unterstützt, insbesondere meine Frau. Sie übernahm meine Aufgaben, damit ich meine Weiterbildungen absolvieren konnte, und ermutigte mich, wenn meine Motivaion nachliess. Ihre Entlastung war für mich stets spürbar, und auch meine Kinder geben mir viel Kraft. 

Sie haben verraten, dass Sie eine weitere Leidenschaft haben. Tattoos – was bedeutet es für Sie? 

Ich habe sechs Tattoos. Jedes einzelne davon hat für mich eine tiefere Bedeutung und widerspiegelt einen meiner Werte oder meiner Leidenschaften. Vermutlich ist das der Grund, weshalb es noch nicht mehr sind. Jedes Tattoo ist gut durchdacht und muss auch meine kreative Seite zeigen. Ein weiteres mit Verbindung zu meiner Familie ist in Vorbereitung. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Ich wünsche mir, den Master erfolgreich abzuschliessen. Allem voran aber eine gute Gesundheit. Denn, ist man gesund, kann man alles erreichen und jedes Problem lösen. Ansonsten bin ich wunschlos glücklich.


Steckbrief 

Name: Domenico Dastoli 
Jahrgang: 1993 
Wohnort: Rickenbach LU 
ODEC-Mitglied: seit 2024 
Aktuelle berufliche Tätigkeit: Spezialisierter Fachbearbeiter Beteiligungscontrolling/ Konzernrechnung 
Lehre: Kaufmann EFZ, E-Profil 
HF-Studium: Betriebswirtschaft 
Weiterbildung: dipl. Controller NDS HF; Master in Controlling und Consulting (aktuell in Weiterbildung) 
Hobbys: Singen, Musik, Reisen, Familienzeit