International verständliche Titel für HF-Diplomierte
Das HF-Studium ist perfekt auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet, die HF-Diplomierten als Mitarbeitende hoch begehrt und gesucht. Doch ein englischer, international verständlicher Titel wird bisher verwehrt.
Für die im Projekt «Positionierung HF» involvierten Höheren Fachschulen, den Grossteil der Organisationen der Arbeitswelt OdA und uns HF-Absolventinnen und -Absolventen ist der «Professional Bachelor» die beste Lösung für die englische Version des HF-Titels. Doch es gibt auch andere Stimmen.
Die Diskussion um einen englischen HF-Titel an den Arbeitstagungen des Projektes «Positionierung HF» dauerte entsprechend lange und war intensiv. Das Thema liegt schliesslich schon jahrelang auf dem Tisch. Unumstritten war, dass der Titel für die internationale Positionierung einen Sinn ergeben soll und den Begriff «Bachelor» für die weltweite Verständlichkeit beinhalten muss. Der «Professional Bachelor» wurde definitiv als Favorit gesetzt. Ein Titel, den der ODEC bereits seit vielen Jahren fordert und seit 2006, mit der Einführung des «Professional Bachelor ODEC®», diesen Weg auch vorgegeben hat. Nicht alle Involvierten standen dahinter. Die Vertretergruppe der Hochschulen war klar dagegen, was auch zu erwarten war.
Individuelle Lösungen werden dominieren
Wie das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI jetzt mit der geforderten Stossrichtung umgehen wird, steht noch aus. Der «Professional Bachelor» soll noch einige Bedingungen erfüllen und sich einfügen, ohne dass anderes beeinflusst werden könnte. Wie soll dies möglich sein? Etwas Mut wäre angebracht und eine klare Haltung gegenüber den auf ihre Vorteile fokussierenden Hochschulen. Eine solche Haltung ist nicht ersichtlich.
Nach all diesen Diskussionen und dem Verhalten des Bundes sehen wir eine Chance in der Einführung des «Professional Bachelor» für jene, die ihren HF-Titel zukünftig abschliessen werden. Für alle, die bereits ein Diplom HF in den Händen halten, scheint diese Lösung in die Ferne zu rücken.
Der ODEC wird ab 2023 neue Möglichkeiten einführen, um den bereits Diplomierten einen vereinfachten Weg zu bieten, das HF-Diplom international – mit dem bereits bewährten «Professional Bachelor ODEC®» – verständlich zu machen. (Siehe Bericht)
Erzwungener Bachelorabschluss an Hochschulen
Weil HF-Absolvierende einiger Fachrichtungen zwingend einen englischen Titel benötigen, der ins weltweite tertiäre Bildungsverständnis passt, wird nachträglich eine Hochschule besucht. Einige Fachhochschulen (FH) bieten für diese Fachrichtungen spezielle Passerellen-Angebote an.
Vielen HF-Diplomierten geht es nicht darum, neue theoretische Kompetenzen zu erhalten, sondern sie möchten für ihren HF-Abschluss einen adäquaten und international verständlichen Titel. Das heisst, wegen des fehlenden verständlichen Titels werden junge Fachkräfte gezwungen, länger die Schulbank zu drücken, anstelle in der Wirtschaft tätig zu sein.
Verlängerte Vollzeitstudien heizen den Fachkräftemangel zusätzlich an und dies hauptsächlich, weil sich die Entscheidungsträger schwer damit tun, für die höchste nichtakademische Bildung der Tertiärstufe einzustehen. Die Akademisierung wird damit gefördert, obwohl die Politik und der Arbeitsmarkt klar deklarieren, dass es zu wenig Fach- und Führungskräfte mit HF-Abschluss gibt.
Der fehlende englische Titel von der offiziellen Schweiz befeuert junge, gut ausgebildete HF-Diplomierte, einen Bachelor nachzuholen, nicht wegen fehlender Kompetenzen, sondern wegen der fehlenden Verständlichkeit des HF-Titels ausserhalb und leider auch innerhalb der Schweiz. Dadurch werden zwar die Studienplätze der Fachhochschulen gefüllt, aber dem Arbeitsmarkt gehen wichtige Fachkräfte während des FH-Studiums verloren.
Um nicht auf den Goodwill des SBFI und der Hochschulen angewiesen zu sein, werden auch Höhere Fachschulen gezwungen, innovative Lösungen ausserhalb des schweizerischen Bildungssystems zu suchen. Beispielsweise durch Vereinbarungen mit ausländischen Universitäten. Ein «Bachelor of xy» mit einer sauber definierten Anrechnung der bisherigen Studienleistung ist dort gut möglich und in der Regel in kürzerer Zeit machbar als bei einer innerschweizerischen Lösung.
Es stellt sich die Frage, wie viele HF-Absolvierende noch in ein FH-Studium wechseln würden, wenn bereits mit dem HF-Abschluss ein «Professional Bachelor» vergeben würde. Sind Fachhochschulen auf diese Studierenden angewiesen und protektieren auch aus diesem Grund die Bezeichnung «Bachelor»?
Fazit
Die aktuelle Lage zwingt junge, top für den Arbeitsmarkt ausgebildete HF-Diplomierte, die mit allen nötigen Kompetenzen ausgerüstet sind, wegen eines nicht international verständlichen Titels einen Abschluss an einer Hochschule nachzuholen. Individuelle Lösungen werden dadurch gefördert, sowohl auf Verbandsebene wie auch von Seiten Höherer Fachschulen.