„Es braucht ein HF-Gesetz“
Er startete 1998 als Eventorganisator, war 2002 erstmals als Gast bei einer Sitzung des Zentralvorstands dabei und ist seit 14 Jahren Vizepräsident: Mirko Ganarins ODEC-Karriere ist lang und ereignisreich. Was ihn antreibt und was seine Ziele sind, erzählt der neue Präsident im Interview.
Mirko Ganarin, 14 Jahre als Vizepräsident sind eine lange Zeit. Warum stellst du dich erst jetzt fürs Präsidentenamt zur Verfügung?
Für mich geht es nicht um die Form, sondern um den Inhalt: In meiner ganzen Zeit beim ODEC habe ich mich stets mit viel Energie eingebracht, um wichtige Themen voranzutreiben. Ich habe gemerkt, dass langfristiges Denken und Handeln in der Verbandsarbeit entscheidend ist. Geduld ist eine Tugend, die hilfreich ist. Während meiner Zeit als Vizepräsident habe ich mich beruflich komplett neu orientiert, die Zeit fürs Präsidentenamt war dementsprechend noch nicht reif.
Warum bist du denn die richtige Person für diese Stelle?
Das Thema Lernen und Bildung hat mich schon immer fasziniert. Ich habe die HF als Techniker mit Fachrichtung Elektronik abgeschlossen; heute arbeite ich als Lern-Coach im Bildungsbereich. Ich bin also noch näher am Thema dran und habe dank meines Berufs und der langjährigen ODEC-Erfahrung Einsicht in die Fragen und Bedürfnisse auf verschiedenen Bildungsstufen. Ich setze auf Zusammenarbeit, auf das Bündeln von Kräften – das ist mir wichtig, gerade auch wenn man auf politischer Ebene etwas erreichen will. Ich bin überzeugt, dass ich bestens gerüstet bin für diese verantwortungsvolle Position im ODEC.
Welche Ziele möchtest du erreichen während deiner ODEC-Präsidentschaft?
Mein grosses Ziel: Ich will, dass ein HF-Gesetz eingeführt wird. Gemäss der Bundesverfassung muss dafür gesorgt werden, dass schulische und berufliche Bildung als gleichwertig anerkannt werden. Was die Tertiärstufe, also die Hochschulen und die Höhere Berufsbildung, angeht, so ist das auf Bundesebene nicht der Fall. Die Höheren Fachschulen sind nur in einer Verordnung geregelt – die Verwaltung kann nach Belieben über sie entscheiden und es ist schwierig, Einfluss auf Reformen zu nehmen. Mit einem HF-Gesetz würde sich einiges verbessern. Mein zweites Ziel ist es, den Verband zu stärken, damit er öffentlich sichtbarer und einflussreicher wird. Dazu müssen wir die Mitgliedervereinigungen fördern und die Aufgaben zielgerichtet auf mehr Schultern verteilen.
Was motiviert dich für dein freiwilliges Engagement im ODEC?
Ich glaube daran, dass mein Einsatz richtig und wichtig ist für die Absolventen HF und somit schlussendlich auch für mich als einer von ihnen. Die Höhere Berufsbildung wird immer wieder genannt als wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz, doch was wird dafür gemacht? Zu wenig. Das will ich ändern.
Wenn du auf deine ODEC-Karriere zurückschaust, was war für dich der wichtigste Erfolg?
Die Einführung des Professional Bachelor ODEC war ein sehr wichtiger Schritt. Zuerst wurden wir von allen Seiten kritisiert, heute hat sich die Verbandsbezeichnung etabliert und schon Hunderten von HF-Absolventen geholfen, die sich karrieremässig international ausrichten. Ausserdem konnten wir den Anstoss geben, dass das Thema 2014 vors Parlament kam. Das war für mich ein schönes Beispiel das zeigte, was der Einsatz des ODEC bewirken kann.
Im Bild: Mirko Ganarin (links), Patrick Hähni (rechts)