Einblick in die Welt der Försterinnen und Förster HF

Förster HF

Zusammen mit Beat Philipp, Leiter Bildungszentrum Wald Maienfeld, der ibW Höheren Fachschule Südostschweiz, und Jürg Walder, Direktor Bildungszentrum Wald Lyss stellen wir den Bildungsgang Försterin und Förster HF vor.

Von Kay Uehlinger

«Försterinnen und Förster sind vielseitige Fach- und Führungspersonen für den Wald», sagt Jürg Walder. Ausserdem würden sie in Bezug auf die Waldbewirtschaftung sowie das Ökosystem Wald über umfangreiche theoretische Kenntnisse, verbunden mit praktischen Handlungskompetenzen, verfügen. «Sie sind in der Lage, einen Unternehmensplan zu entwickeln und umzusetzen», erklärt Beat Philipp. «Dabei müssen sie Wirtschaftlichkeit, Arbeitssicherheit, rationellen Einsatz von Maschinen, aber auch die Interessen von Waldbau, Naturschutz und Öffentlichkeit unter einen Hut bringen», führt er weiter aus. «Fachlich stehen in der Ausbildung die Themenfelder Waldbau, Ökologie, Holzernte, Forsttechnik, forstliche Bautechnik und Schutz gegen Naturgefahren sowie betriebswirtschaftliche Themen im Zentrum», erklärt Walder. Aber auch die Entwicklung von Methoden-, Sozial- und Persönlichkeitskompetenzen seien in der Försterausbildung stark gewichtet.

Zum Pflichtenheft von Försterinnen und Förstern würden Aufgaben wie Personalführung und Aufgabenplanung, Finanz- und Rechnungswesen, Verkauf, Kommunikation und Betriebsanalyse gehören. «Sie engagieren sich auch für die Aus- und Weiterbildung und pflegen Kontakte zu allen Berufs- und Personengruppen, die sich für den Wald interessieren», meint Philipp. Das sieht auch Walder so: «Sie bewegen sich oft in einem Spannungsfeld verschiedener Interessen. Deshalb müssen sie gut kommunizieren und gleichzeitig auch psychisch belastbar sein.» Es zeichne sie aus, dass sie naturverbunden, breit interessiert, neugierig, technikaffin, kommunikativ, teamfähig seien sowie vernetzt denken und handeln.

Viel Büro nebst Wald

Försterinnen und Förster halten sich somit also nicht nur im Wald auf, doch dreht sich alles um das Thema Waldwirtschaft. «Der Grossteil arbeitet nach der Ausbildung in unterschiedlichen Funktionen in der Waldwirtschaft», sagt Walder. Da sie überwiegend dispositive Aufgaben wahrnehmen, würden sie in der Regel öfter im Büro, in Gesprächen oder in Sitzungen als «im Wald» anzutreffen sein. Auch Philipp meint: «Weil die Aufgaben so facettenreich sind, müssen sie generalistisch geprägt sein.»

Somit sind Försterinnen und Förster ebenfalls flexibel einsetzbar. «Viele übernehmen Fach- und Führungsaufgaben in Forstbetrieben, welche im Auftrag von öffentlichen oder privaten Eigentümern die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes besorgen.» Weiter erklärt Walder, dass sie alternativ auch im Auftrag der öffentlichen Hand als Revierförsterinnen und Revierförster oder in privaten Forstunternehmen, die oft auf die Ausführung von Holzschlägen sowie weitere Dienstleistungen spezialisiert sind, arbeiten. «Mit ihrer Weitsicht, Einsatzbereitschaft und Bodenständigkeit werden sie auch gerne in anderen Branchen angestellt und geschätzt», wie uns Philipp erklärt. «Beispielsweise als Führungskraft oder Beratende in der Holzbranche, Verwaltungen, Planungsbüros, Verbänden oder im Umweltbereich.»

Digitalisierung in der Waldwirtschaft

Sowohl Philipp als auch Walder verdeutlichen die Thematik Digitalisierung im Wald. Angefangen in den Büros. «Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit findet im Büro statt. Sie müssen mit verschiedenen IT-Tools gut umgehen können», sagt Walder. «Auch für alle Bereiche der Waldpflege und -bewirtschaftung gäbe es heutzutage hilfreiche digitale Anwendungen», so Philipp. Weiter ergänzt er: «Sehr wertvolle Hilfsmittel gibt es rund um die Geoinformationssysteme. Unter anderem in Kombinationen mit Drohnen, welche noch nie da gewesene Dienste leisten.» Walder fügt hinzu: «Die Geoinformationssysteme spielen mittlerweile in fast allen Tätigkeitsfeldern eine wichtige Rolle; entsprechend wird dem Thema in der Ausbildung viel Gewicht beigemessen.» Allgemein müssten die Absolvierenden das Potenzial digitaler Hilfsmittel und deren Einsatzmöglichkeiten erkennen können. «Wir betrachten das Thema Digitalisierung als Querschnittsthema und integrieren die Wissensvermittlung möglichst praxisnah in den Unterricht in den verschiedenen Fachthemen», meint Walder.

Anforderungen sind gestiegen

Ganz abgesehen vom Einsatzgebiet und der stetigen Weiterentwicklung der Digitalisierung sind die Anforderungen gestiegen. Einen signifikanten Anteil daran habe der Klimawandel. «Tatsächlich werden die Forstfachleute durch die Klimakrise zusätzlich gefordert», erklärt Phi-lipp. «Während sich Generationen von Försterinnen und Förstern beim Waldbau mit gutem Gewissen an den bewährten Arbeiten ihrer Vorgänger orientieren konnten, müssen sie heute auf ständig ändernde Standortbedingungen reagieren.» Das ist keine einfache Aufgabe, wie Walder weiss: «Künftig werden nicht mehr überall die gleichen Baumarten wachsen wie bisher.» Denn Försterinnen und Förster müssten sich mit den Klimaszenarien auseinandersetzen, standortgerechte und zukunftsfähige Baumarten fördern oder neu in den Bestand einbringen. Dabei müsse der Planungshorizont mitberücksichtigt werden. «Dieser liegt nicht bei fünf bis zehn Jahren, sondern bei fünfzig bis einhundert Jahren.» Weiter erklärt Philipp, dass auch die extremen Wetterbedingungen im Wald zu Schäden führen würden, die die Waldfunktionen beeinträchtigen. «Es gehört auch zu ihren Aufgaben, solche Gefahren zu erkennen und für deren Eindämmung zu sorgen», meint Philipp.

Aus der Sicht von Absolventen

«Das HF-Studium hat mich in meinem Tun gestärkt»

«Die Arbeit als Forstwart bereitete mir grundsätzlich Freude, jedoch wusste ich, dass ich diese körperlich anstrengende Tätigkeit nicht bis ins Pensionsalter ausüben kann», beginnt Moreno Müller. Zusätzlich strebte er nach mehr Verantwortung und Mitwirkung. Mit dem Gedanken, sich weiterzubilden, und dem Zuspruch seines damaligen Vorgesetzten, entschied er sich für das Studium zum Förster HF am BZW Lyss. Heute arbeitet er als Förster Biologische Produktion beim Staatsforstbetrieb Bern und ist in der Region Mittelland für die waldbauliche Planung und Grundeigentumsvertretung verantwortlich.

«Das Studium hat meine Werkzeugkiste mit den unterschiedlichsten Tools für den Arbeitsalltag als Förster gefüllt», erzählt Müller. Besonders Exkursionen, Gruppenarbeiten sowie diverse Praktika in verschiedenen Forstbetrieben hätten ihm kreative Lösungsansätze für diverse Problemstellungen aufgezeigt. «Sie haben meinen Horizont erweitert und zusätzlich meine Überzeugung gestärkt, das Richtige für den Wald zu tun.» Weiter führt er aus: «Die Verknüpfung von Theorie und Praxis während der Ausbildung war sehr wertvoll.»

Die hohe Flexibilität im Beruf schätze er. «Das Verhältnis zwischen Arbeit im Büro und draussen gefällt mir sehr.» Auch, dass er etwas Gutes für das Ökosystem Wald tun kann. «Ich kann meine Leidenschaft, den Wald zu gestalten, voll ausleben.» Zudem spreche es ihn an, die Verantwortung für sein Handeln tragen und Entscheide treffen zu können.

Motorsäge statt HF-Studium?

Das HF-Studium zum Förster war für Urs Fuchs nach der Berufslehre keine Option, denn: «Die Arbeit mit der Motorsäge machte mir viel zu viel Spass, als dass ich mir etwas anderes hätte vorstellen können.» Durch die Arbeit als junger Forstwart bemerkte er allerdings schnell, dass es ihm Freude bereitete, Verantwortung bei Projekten innezuhaben. Auch die Gedanken ans Alter, die Gesundheit sowie Vorsorge spielten einen entscheidenden Faktor, das HF-Studium zum Förster doch zu absolvieren.

Das Studium hat sich für ihn schliesslich auch gelohnt, wie er selbst bestätigt. «Ich profitiere stark vom HF-Studium. Das war auch nötig, denn ich wechselte sogleich nach dem Abschluss meine Rolle vom Forstwart zum Betriebsleiter.» An diese habe er sich schnell gewöhnt. Die Vielseitigkeit seines Berufes schätze er sehr. «Besonders die Freiheit, einem Forstbetrieb Form geben zu können, der Mix aus kurzfristigen Entscheidungen und langfristiger Planung sowie die Arbeit in der Natur.»


Serie: «Vorstellung von Fachrichtungen HF»

Es gibt über 55 Fachrichtungen. Die weniger präsenten stellen wir in den nächsten Bulletins näher vor.