Die wunden Punkte des HF-Studiums
„Höhere Fachschulen stärken“ heisst die Motion, die 2018 vom Schweizer Parlament angenommen wurde. Nun muss im laufenden Jahr ein Umsetzungsvorschlag ausgearbeitet werden. Die grosse Frage dabei: Was soll konkret für die Stärkung des HF-Studiums getan werden? Der ODEC hat sich bei seinen Mitgliedern umgehört.
„Die derzeitige Bezeichnung im Englischen ist völlig unbrauchbar.“ „Technikertitel sind im Ausland im Maximum mit einer Lehre gleichgesetzt – ein Professional Bachelor ist anzustreben“. „Ein Professional Bachelor unterstreicht die tertiäre Bildungsstufe. Das ist keine plumpe Akademisierung der Stufe HF.“ Diese Statements stammen aus einer Kurz-Umfrage, welche der ODEC im Dezember 2018 bei seinen Mitgliedern durchgeführt hat. Es sind drei Aussagen von vielen, die in die gleiche Kerbe schlagen und zeigen: Die HF-Absolventen hadern mit ihren Titeln. Besonders der offizielle englische Titel, das „Advanced Federal Diploma of Higher Education“, wird schlecht bewertet. 88 Prozent der Umfrageteilnehmer erachten diesen Titel für ihre berufliche Tätigkeit als nicht brauchbar. Aber auch der Titel „Techniker HF“ wird kritisiert: entwertend, unwürdig und minderwertig sei er. Der Titel Techniker stammt noch aus dem Jahr 1971 als die Bildungswelt ganz anders aussah. Die Umfrageergebnisse zeigen klar, dass Titel eine hohe Wichtigkeit haben in der Wahrnehmung und Einschätzung von Berufsleuten und sie in der Positionierung der Stufe HF somit eine Rolle spielen müssen.
Der Kampf ums Schweizer Wappen auf dem HF-Diplom
Genauso wichtig ist es den Umfrageteilnehmenden, dass die HF-Diplome zu eidgenössischen Diplomen werden, wie dies auch die Urheberin der Motion „Höhere Fachschulen stärken“, Ständerätin Anita Fetz, ursprünglich gefordert hatte. Schliesslich prangt auf allen anderen formalen Abschlüssen der eidgenössischen Berufsbildung das Schweizer Wappen. Vom Parlament angenommen wurde aber schliesslich eine abgeänderte Version der Motion, welche keine konkreten Massnahmen enthält. Stärken ja, aber wie das zu tun ist, soll das zuständige Staatssekretariat SBFI vorgeben, scheint die Meinung zu sein.
Die HF-Studiengänge stehen selbstverständlich in Konkurrenz zu anderen formalen Bildungsangeboten und -abschlüssen auf Tertiärstufe. „Jeder Branchenverband will sein eigenes Süppchen kochen. Eidgenössische Fachausweise zählen mehr als Diplome Höherer Fachschulen“, meint denn auch ein ODEC-Mitglied. Wieder andere Umfrageteilnehmende kritisieren, dass sich das Niveau des HF-Studiums je nach Bildungsanbieter stark unterscheide. Ein einheitlicherer Standard sei wünschenswert.
Repräsentative Resultate wird die Salärstudie 2019/2020 liefern
Der ODEC hat bezüglich HF-Positionierung bereits erste Gespräche mit den Zuständigen des SBFI geführt. Dafür dienten die Resultate der im Dezember durchgeführten Umfrage als Stimmungsbarometer. Fragen zur Positionierung der Stufe HF sind auch ein wichtiger Bestandteil der aktuellen Salärstudie. Bei dieser repräsentativen Studie können HF-Absolventen aller Fachrichtungen teilnehmen, unabhängig davon, ob sie Mitglied im ODEC sind oder nicht.