„Daten sind das heutige Gold“

10 Fragen an
Mike Mueck

"10 Fragen an" - die Interviewreihe stellt ODEC-Mitglieder und ihre HF-Karrieren vor. Dieses Mal: Michael Mueck. Mit seiner Offenheit für Neues legt der Maschinenbautechniker eine Mosaik-Karriere hin, wie sie in der heutigen schnelllebigen Welt immer häufiger wird. Im Interview äussert er sich zu lebenslangem Lernen, dem Verlust der Privatsphäre und zum ODEC als Interessensvertreter.

Michael Mueck, Sie liessen sich einst zum Techniker Maschinenbau ausbilden und arbeiten heute in der Informatik. Inwiefern profitieren Sie heute noch von Ihrer Technikerausbildung?
Es war damals meine erste vertiefte Weiterbildung in einem technischen Bereich. Die Mathematik hat sicher ihre Spuren hinterlassen. Mein grosses Plus aus dieser Zeit ist das geschulte Vorstellungsvermögen, meine Fähigkeit zum räumlichen und abstrakten Denken. Man glaubt es kaum, aber ich benötige dies noch heute in meiner täglichen Arbeit!

Sie arbeiten bei der SRG als Requirements Consultant. Was versteckt sich hinter diesem Jobtitel?
Ich fungiere in IT-Belangen als Schnittstelle zwischen den SRG-Organisationseinheiten und den internen Leistungserbringern. Dies beginnt mit der Bedürfniserfassung mit dem Kunden. Daraus entwickle ich zusammen mit unseren Spezialisten Lösungsvarianten. Ich leite und begleite die Entwicklung bis hin zur Implementierung. Seit diesem Frühling befasse ich mich ausserdem vermehrt mit den verschiedenen Aspekten der Digitalisierung. Hauptsächlich geht es um die Umstellung auf digitale Geschäftsprozesse innerhalb unserer Abteilung.

Welchen Tipp geben Sie Berufseinsteigern?
Lebenslanges Lernen ist ein Muss! Als ich auf dem Höhepunkt meiner Karriere im Maschinenbau war, kam anfangs der 90er-Jahre der Strukturwandel auch in der Schweiz an. Viele bekannte Industriefirmen wie BBC, SLM oder Sulzer mussten fusionieren oder gingen pleite. Ich musste mich entscheiden: in der Industrie bleiben oder einen Sprung vorwärts machen und von Grund auf etwas völlig Neues lernen? So habe ich mich für letzteres entschieden und bin heute in der Informatik tätig. Gerade in diesem Bereich ändern sich Technologien und Prozesse rasant. Umso wichtiger ist das „lifelong learning“.

Was war der grösste berufliche Erfolg, den Sie bis jetzt feiern konnten?
Das kann ich nicht eindeutig beantworten. Beispielsweise durfte ich bei einem internationalen Service Provider die erste Generation einer Streaming-Plattform implementieren. Und ich habe das Netzwerk einer Institution der Zürcher Bildungsdirektion an allen 32 Standorten komplett saniert und erweitert. Ja, es gab schon ein paar Highlights. Doch an Erfolgen sind immer mehrere Leute beteiligt. Darum heisst Erfolge feiern immer auch, auf gemeinsam Geleistetes zurückzublicken und gemeinsam stolz darauf zu sein.

Wo sehen sie persönlich den Nutzen von Social Media?
Ich denke, man sollte die sozialen Medien weder über- noch unterbewerten. Sie sind ein probates Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen und sein (berufliches) Profil einem breiten Publikum zu präsentieren. Etwas Sorgen bereiten mir die zunehmende Polarisierung, die Hater und Neider. Mangelnde Fairness und Anonymität tragen sicher ihren Teil dazu bei. Insgesamt sehe ich jedoch das Positive, die freie Meinungsäusserung und die Möglichkeit zur Vernetzung. Social Media ist wohl eine der grössten Errungenschaften der postindustriellen Gesellschaft. Persönlich nutze Social Media sehr gezielt: Zurzeit bin ich nur auf WhatsApp und Xing, um Kontakte zu pflegen und mich zu informieren. Beide sind für mich im Berufs- und Privatleben schon fast unverzichtbar. Als nächstes werde ich mir noch einen LinkedIn-Account zutun. Für alles andere kommuniziere ich immer noch via Mail oder über meine eigene Website.

Die Digitalisierung schreitet in den meisten Branchen schnell voran. Was sind diesbezüglich die Herausforderungen für die Medienbranche?
Bei uns heisst das Schlagwort „All-IP“. Mit „IP“ ist das Internet-Protokoll gemeint, welches zur Übermittlung von Datenpaketen in Computernetzwerken benötigt wird. Damit ist vereinfacht die komplette Umstellung von analog auf digital gemeint. Es ist ein fundamentaler Wandel, dessen Folgen noch nicht umfassend absehbar sind. Für die Konsumenten bedeutet dies in naher Zukunft zum Beispiel besseren Radioempfang (DAB+) oder eine höhere Fernsehbildauflösung. Die gesamte Wertschöpfungskette wird nahtlos digital. Die SRG investiert viel in die Netzwerkinfrastruktur – aus gutem Grund: Künftig werden mediale Inhalte noch viel intensiver über das Internet verbreitet als heute. Die Generation der Digital Natives wachsen bereits in einer digital vernetzten Umwelt auf und kennen nichts anderes als die permanente Verfügbarkeit von Informationen.

Birgt die Digitalisierung Ihrer Meinung nach auch Gefahren?
Auf jeden Fall. Gesellschaftlich sehe ich das Ende der Privatheit gekommen. Die umfassende Digitalisierung ermöglicht es, unser ganzes Leben aufzuzeichnen und die Daten bestenfalls zu legalen Geschäftszwecken zu verwenden. Daten sind das heutige Gold. Als eine der grössten Gefahren für das Individuum sehe ich die Übernahme seiner digitalen Identität. Man stelle sich nur vor, eine andere Person geht in meinem Namen shoppen, schliesst Kredite ab oder geht an die elektronische Wahlurne. Leider wird darüber öffentlich noch viel zu wenig gesprochen. Ausserdem können sich Fake News in einer digitalen Gesellschaft viel schneller verbreiten. Und das Marketing nutzt die Digitalisierung sehr effektiv zur intensiven Beeinflussung, zum Beispiel via Influencer. Sollten wir mit unseren persönlichen Daten nicht etwas kritischer sein?

Was ist Ihre Motivation, Mitglied beim ODEC zu sein?
Ich finde der ODEC ist ein sehr guter Vertreter meines Berufsstands und meiner Anliegen bezüglich des HF-Titels. Ich sehe den gestiegenen Stellenwert der HF in den Unternehmen und dies ist auch das Verdienst des ODEC und all seiner Mitglieder. Daneben freue ich mich immer, wenn ich an eine Mitgliederversammlung oder einen Event gehen kann und dort auf bekannte Gesichter treffe.

Sie sind seit vielen Jahren bei EurEta registriert, der europäischen Vereinigung für praxisorientierte Fachkräfte mit höherer Bildung. Wie haben Sie konkret vom EurEta-Titel profitiert?
Der Ing. EurEta war für mich ein positiver Anknüpfungspunkt bei Vorstellungsgesprächen. Die meisten HR-Recruiter fragten mich danach, denn sie verstanden die Bedeutung dieses Titels nicht. Hier konnte ich auf die internationale Vergleichbarkeit und den Praxisbezug der HF-Ausbildung hinweisen. Dies ist ein enormes Plus, denn heutzutage wird in der Wirtschaft sehr stark auf Praxiserfahrung geachtet. Und für einen internationalen Arbeitgeber wird durch den Titel transparenter, wen sie vor sich haben. Das Register EurEta mit seiner Internationalität ist genau das Richtige in der heutigen Zeit.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?
Beruflich wünsche ich als nächsten Karriereschritt die Leitung einer IT-Organisation, wo ich mein grosses Wissen sowie meine jahrelange Erfahrung einbringen kann. Persönlich wünsche ich mir Optimismus, gute Gesundheit und dass ich noch viele interessante Menschen kennenlernen darf. Ich bin stets offen gegenüber Veränderungen.


Steckbrief

Name: Michael Mueck

Jahrgang: 1963

Wohnort: Niederhasli

ODEC-Mitglied: seit 2001

Social Media: www.xing.com/profile/Mike_Mueck

Aktuelle berufliche Tätigkeit: Requirements Consultant bei der SRG

Lehre: Maschinenzeichner bei der Sulzer AG

Höhere Fachschule: Techniker TS Maschinenbau an den Juventus Schulen Zürich