Auf Wiedersehen Kay, vielen Dank!

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Kay Uehlinger hat vier Jahre lang unser Team in der Geschäftsstelle ODEC mit seinem Engagement und Fachwissen bereichert. Nun führt ihn sein beruflicher Weg in einen neuen Fachbereich. Lassen Sie sich von seinen Eindrücken über unseren Verband inspirieren und erfahren Sie, welche Gründe ihn dazu bewogen haben, ein HF-Studium zu beginnen.


Mit Kay Uehlinger* sprach Jsabelle Tschanen
 

Kay Uehlinger, über vier Jahre ODEC und just auf das Erscheinungsdatum dieses Bulletins arbeitest du nicht mehr bei uns. Wie fühlt sich das an?

Kay Uehlinger: Ehrlich gesagt habe ich es noch nicht richtig verarbeitet, es ist noch surreal. Immerhin habe ich fast viereinhalb Jahre hier beim ODEC verbracht und blicke auf eine gute und erfolgreiche Zeit zurück. Auch deshalb fiel mir der Abschied nicht leicht. Andererseits freue mich sehr auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen, die auf mich warten.

Was hat dir die Zeit im ODEC gebracht?

Alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber kurz zusammengefasst kann ich sagen, dass ich mich sowohl beruflich als auch persönlich weiterentwickeln konnte. Auch den Mut, sich mehr aus der eigenen Komfortzone herauszubewegen, sich neuen Aufgaben zu widmen, die Bereitschaft zu lernen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Dies war möglich, weil ich während meiner Zeit beim ODEC auch entsprechend gefordert und gefördert wurde und immer die nötige Unterstützung erhielt.

Welche Veränderungen im Verband hast du während der letzten vier Jahre wahrgenommen?

Als ich mich beim ODEC beworben habe, konnte ich mir weder die Verbandsarbeit noch dessen Erforderlichkeit wirklich vorstellen. Der ODEC hat mich eines Besseren belehrt; es steckt so viel dahinter.

Es ist beeindruckend, wie innovativ ein Verband sein muss, um Mitglieder zu generieren und zu halten. Unser Verband spielt eine bedeutende Rolle in der Berufsbildung, kann sich aber nicht darauf verlassen, dass alle HF-Diplomierte sich dessen bewusst sind und sich «nur» deswegen einbringen. Entsprechend braucht es immer wieder Aufklärung, neue Aufhänger und Vorteile und eine intensive Zusammenarbeit mit den Höheren Fachschulen. In diesen vier Jahren sind unzählige neue Ideen und Projekte entstanden, bei denen ich mich einbringen und mitwirken durfte. Ich denke, ich habe einen grossen Teil dazu beigetragen.

Gab es besondere Herausforderungen?

Mein Start beim ODEC war eher turbulent. Nur zwei Wochen nach meinem Arbeitsbeginn wurde der Lockdown ausgerufen. Auf einen Schlag kamen Zweifel auf. Ist das für den ODEC tragbar und wie gehe ich selbst mit dieser aussergewöhnlichen Lage um? Ohne wirkliche Einarbeitung wurde ich direkt ins Homeoffice geschickt. Das bedeutete, dass ich mich intensiv in Abläufe einlesen und mir vieles selbst beibringen musste. Auch das Schweizer Bildungssystem ist alles andere als unkompliziert und die Zeit nutzte ich, mich intensiv damit auseinanderzusetzen. Zwischendurch erhielt ich kleinere Projekte, die ich umsetzen durfte oder Prozesse, die ich optimieren konnte. Nach zwei Monaten kehrte ich in die Geschäftsstelle zurück, lernte das Team endlich ausserhalb von Zoom kennen und konnte noch fertig in alle anderen Tätigkeiten eingearbeitet werden.

Es war für alle Beteiligten eine Herausforderung, doch ich bin dankbar, dass ich die Chance bekam, mich während dieser Phase zu beweisen, und auch bei manchen Sachen die nötige Geduld gespürt habe.

Welche Rolle spielt deiner Meinung nach der ODEC in der Berufsbildung?

Wir haben in der Schweiz ein starkes Bildungssystem– in dem das HF-Diplom einen bedeutenden Stellenwert einnimmt. Leider wird die Leistung der HF-Diplomierten nicht überall gleich wertgeschätzt – insbesondere im Ausland, wo der HF-Abschluss oft unbekannt ist. Aber auch im Inland dauerte es über 20 Jahre, bis auf Bundesebene das protektionistische Denken für universitäre Abschlüsse durchbrochen wurde. In all diesen Jahren hat der Verband Lösungen für seine Mitglieder angeboten und in Politik und Wirtschaft Druck gemacht. Ich erachte es schon als entscheidend, dass sich der ODEC für die HF-Diplomierten einsetzt und ihren Abschluss stärkt.

Wann hat dich das Fieber gepackt, ein HF-Studium anzugehen, und was sind die Beweggründe?

Das HF-Diplom war für mich nie wirklich ein Begriff. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich schon immer mehr für die Praxis
als für die Theorie interessierte und ich ein Studium nur als das interpretierte. Über die verschiedenen Optionen habe ich mir keine grossen Gedanken gemacht. Als ich mich dann mehr und mehr mit der höheren Berufsbildung und insbesondere mit den Höheren Fachschulen auseinandergesetzt habe, war für mich klar, dass ich ein HF-Studium absolvieren möchte. Denn es ist eine lösungs- und praxisorientierte Ausbildung und passt für mich besser als beispielsweise ein Studium an einer Fachhochschule.

Du hättest verschiedene HF-Fachrichtungen wählen können, beispielsweise im Wirtschaftsbereich oder als unser Social-Media-Beauftragter in Richtung Kommunikationsdesign. Warum Sozialpädagogik HF?

Richtig, das wäre eine Option gewesen beziehungsweise war es lange Zeit und natürlich auch naheliegend. Ich konnte mich aber nie richtig durchringen oder besser gesagt, ich sah mich mit der Zeit immer weniger in den Wirtschaftsberufen – vor allem langfristig.

Durch eine Standortbestimmung und sorgfältige Selbstreflexion kam dann sehr schnell das HF-Studium Sozialpädagogik zur Sprache. Zudem war der Zuspruch aus meinem Umfeld ein weiterer wichtiger Faktor, der mich darin bestärkte, das Studium Sozialpädagogik HF in Angriff zu nehmen und mir zum Ziel zu setzen.

Warst du schon früher im sozialen Bereich tätig?

Nein, es ist ein neues Feld, auf das ich mich wage. Ursprünglich habe ich die Ausbildung als Kaufmann in einer Sportschule abgeschlossen. Der Leistungssport war für mich ein wichtiger Wegbegleiter während meiner Jugend. Oft verhindern Sportverletzungen eine weiterführende Karriere, dies war auch bei mir so. Einige «soziale» Berührungspunkte hatte ich während meiner aktiven Zeit als Handballer, wo ich an diversen Camps teilnahm und Kinder und Jugendliche begleitete und sie für Bewegung und Sport zu begeistern versuchte. Das Fördern und Mitziehen jüngerer Talente war mir sehr wichtig und hinterliess bei mir ausschliesslich Positives.

Auch durch die Arbeit meiner Mutter als Sozialpädagogin hatte ich zusätzlich immer wieder Kontakt mit betreuten Menschen und auch diese Interaktionen machten mir Spass. Das waren unter anderem Momente, die meinen Entscheid beeinflusst haben, eine Laufbahn im sozialen Bereich zu starten.

Für dich bedeutet dies zehn Monate Praktikum und danach drei Jahre berufsbegleitendes Studium. Was, meinst du, kommt alles auf dich zu?

Vieles, aber ich bin bereit dafür. Ich bin mir bewusst, dass es nicht einfach wird. Schliesslich weiss ich durch meine Zeit beim ODEC auch von anderen HF-Diplomierten, dass es schwierig ist, Studium, Beruf, Familie, Freunde und Freizeit wie Sport und Hobbys unter einen Hut zu bringen. Es wird sicher das eine oder andere in dieser Zeit weniger berücksichtigt werden können.

Ich weiss aber auch, dass ich mich zu 100 Prozent auf mein Umfeld verlassen kann und die nötige Unterstützung erhalte. Das habe ich zuletzt erfahren dürfen, als ich mich entschieden habe, beruflich etwas ganz anderes zu machen. Ausserdem ist meine Motivation riesig und ich finde, dass es nicht schadet, zwei Schritte zurückzugehen, um vorwärtszukommen.

Dies werden einschneidende Veränderungen für eine lange Zeitspanne. Wie gehst du damit um, wie kann man sich vorbereiten?

Wichtig ist, einen gesunden Respekt vor diesen Veränderungen zu behalten und sich immer wieder mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ich habe mein Ziel klar vor Augen und nehme mir aber auch nicht zu viel auf einmal vor. Einfach Schritt für Schritt nehmen und sich auf die Challenge, die man sich selbst setzt, freuen. Das ist jedenfalls der Schlüssel für mich. Wichtig sind Durchhaltevermögen und eine positive Einstellung, die helfen können, besser damit umzugehen. Und das sind zwei Attribute, die mich der Leistungssport lehrte.

Wirst du ODEC-Studentenmitglied, sobald du die Schule startest?

Natürlich, und ich wurde nicht zu dieser Antwort gezwungen (lacht). Spass beiseite, die Arbeit des ODEC ist sinnvoll und ich unterstütze seine Ziele gerne mit meiner Stimme. Ich versuche auch, meine zukünftigen «Gspänli» aus dem Studium dafür zu begeistern, es mir gleichzutun. Ich freue mich jedenfalls schon auf das aussergewöhnliche Wiedersehen.

Gibt es Zukunftswünsche – ausser natürlich das HF-Studium erfolgreich abzuschliessen?

In erster Linie wünsche ich mir ein gesundes Leben für mich und meine Lieben – und dass ich meine Ziele erreiche, die ich mir gesetzt habe und die ich mir noch setzen werde. In Zukunft wünsche ich mir auch, dass wir uns mehr auf Verzicht und weniger auf Konsum und Wachstum konzentrieren. Es wäre schön, wenn wir alle achtsamer miteinander umgehen und mehr Rücksicht auf unsere Mitmenschen und unsere Umwelt nehmen könnten, um eine nachhaltigere und harmonischere Gesellschaft zu fördern. Ergo: Weniger ist mehr.


*Steckbrief

Name: Kay Uehlinger

Jahrgang: 1995

Wohnort: Schaffhausen

Aktuelle berufliche Tätigkeit: Mitarbeiter ODEC

Lehre: Kaufmann, UNITED school of sports

HF-Studium: angehend Sozialpädagogik

Hobbys: Zeit in der Natur verbringen, Lesen, Schreiben, Kochen